Was können wir aus Katastrophen lernen? 

November

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In Spanien erleben wir derzeit eine Naturkatastrophe, die viele Menschenleben gefordert hat. Extreme Regenfälle führten zu einer Sturzflut – eine dramatische Überschwemmung, die in kürzester Zeit große Zerstörung anrichtete. Diese Ereignisse erinnern an die Flutkatastrophe von 2021 im deutschen Ahrtal, bei der ebenfalls schwere Schäden entstanden und viele Menschen ihr Leben verloren. Auch in Österreich gab es heuer bereits ein ähnliches Ereignis, allerdings mit weit geringerem Ausmaß als aktuell in Valencia. Man kann also gut erkennen, dass sich solche extremen Naturereignisse wiederholen und in Zukunft noch mehr werden. 

Angesichts solcher Katastrophen stellen sich wichtige Fragen: Was können und was müssen wir daraus lernen? Der US-amerikanische Investor und Unternehmer Warren Buffet und davor der deutsche Philosoph Georg Hegel haben sinngemäß mal gesagt, dass wir aus der Geschichte lernen, dass wir nichts aus der Geschichte lernen. Damit liegt es in unserer Hand als Menschen, Politikerinnen und Politiker, Unternehmerinnen und Unternehmer, Führungskräfte oder einfach nur als Gesellschaft aus solchen Katastrophen doch auch etwas zu lernen.

Hier sind einige meiner wichtigsten Erkenntnisse für mehr Resilienz und zur Vorbeugung zukünftiger Katastrophen. 

Zuverlässige und schnelle Warnsysteme sind entscheidend

Frühwarnsysteme und Warnsysteme können Leben retten – wenn sie frühzeitig und präzise verwendet werden. Die Herausforderung besteht darin, Wetterextreme frühzeitig zu erkennen und klare, leicht verständliche Warnungen an die Bevölkerung und Einsatzkräfte zu kommunizieren. Fortschritte in der Technologie wie Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen können dazu beitragen, Wetterphänomene präziser zu analysieren und zu prognostizieren. Gerade die gezielte Anwendung solcher Technologien kann dazu beitragen, gefährdete Gebiete früher zu identifizieren und die Bevölkerung  zu warnen, bevor eine Katastrophe eintritt. 

Und zur Warnung braucht es Systeme, mit denen möglichst alle Menschen im gefährdeten Gebiet erreicht werden können. Mit frühzeitiger und effektiver Kommunikation von Warnungen, etwa über Apps, Cell Broadcast, Sirenen oder öffentliche Lautsprechersysteme muss sichergestellt werden, dass alle Menschen – auch in abgelegenen Gebieten – rechtzeitig informiert werden.

Anpassung und Aktualisierung von Notfall- und Katastrophen-Einsatzplänen

Jede Katastrophe zeigt uns, wo die Schwächen unserer Pläne liegen. Die größte Schwäche ist es allerdings, wenn nach dem Ereignis keine Überarbeitung und Nachbesserung erfolgt. Notfall- und Katastrophen-Einsatzpläne sollten regelmäßig überprüft und auf den neuesten Stand gebracht werden. Das stellt sicher, dass sie auf die spezifischen Herausforderungen und Risiken eines Gebiets abgestimmt sind. Ein Hochwasserplan sollte beispielsweise klar definieren, welche Straßen gesperrt werden, welche Notunterkünfte zur Verfügung stehen, wie die Versorgung erfolgt, wie Evakuierungen usw. reibungslos ablaufen können.

Regionale Unterschiede in der Geografie und Infrastruktur erfordern maßgeschneiderte Pläne, die die spezifischen Risiken und Bedürfnisse einer Region berücksichtigen. Dabei gilt es auch dogmatische Denkweisen fallen zu lassen. Die Extremwetter-Ereignisse der letzten Jahre zeigten uns ganz klar, dass auch Gebiete betroffen sein können, die vorher noch nicht unter die Gefährdungs- oder Hochwasserzonen gefallen sind. 

Anpassung der Ausrüstung, Ausbildung und Übungsszenarien

Die richtigen Mittel und Fähigkeiten sind entscheidend für eine schnelle und effektive Reaktion auf Katastrophen. Speziell bei Überschwemmungen kann spezielle Ausrüstung wie wattfähige Geländefahrzeuge, spezielle Boote und Rettungsgeräte, medizinische Versorgungskapazitäten, Kommunikationsmittel, etc. ausschlaggebend sein. Auch die Ausbildung und regelmäßige Übungen der Einsatzkräfte sind essenziell, um im Ernstfall vorbereitet zu sein. Wenn man dann in einer solchen Situation sieht, wie z.B. die Errichtung von Notunterkünften hauptsächlich dem Personal des Rettungsdienstes umgehängt wird oder aus der Not heraus tausende Soldaten entsendet werden – beide Gruppen sind eigentlich für andere Tätigkeiten ausgebildet – , dann wird klar, wo es dringend einer Nachbesserung bedarf.

Auch im Bereich der Personalvorhaltung sollten Schwerpunkte aus den Erkenntnissen der letzten Ereignisse umgesetzt werden. Einsatzkräfte müssen entsprechende spezifische Ausbildungen und Trainings durchlaufen, die sie auf solche dynamischen Szenarien und ihre Rolle vorbereiten, wie sie bei Naturkatastrophen typisch sind. Szenario-basierte Übungen helfen dabei, Handlungsabläufe zu festigen und verbessern die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Einsatzkräften und Unternehmen. Auch muss Personal entsprechend seiner Expertise eingesetzt werden und ggf. fehlende Einheiten aufgebaut werden. One-fits-all-Lösungen funktionieren einfach nicht. Das zeig(t)en die eingangs genannten Ereignisse sehr gut. 

Internationale Zusammenarbeit – Ein Zeichen der Stärke

Die Aktivierung spezieller Hilfe aus dem Ausland ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt die Stärke und Solidarität im Katastrophenfall. Der EU-Katastrophenschutzmechanismus (Union Civil Protection Mechanismus) bietet beispielsweise Unterstützung für betroffene Länder, die auf spezielle Expertise und Hilfe angewiesen sind. Diese Unterstützung kann entscheidend sein, wenn lokale Ressourcen überlastet sind oder bestimmte Ausrüstungen und Knowhow fehlen. Zu glauben, dass ein internationales Hilfeersuchen ein Zeichen von Schwäche oder dafür ist, die Katastrophe nicht bewältigen zu können und dahingehend auf ein solches zu verzichten, zeigt im Grunde nur, dass man wirklich nicht dazu in der Lage ist. Internationale Netzwerke und Mechanismen wie der EU-Katastrophenschutzmechanismus stellen sicher, dass im Ernstfall auf schnelle und effektive Hilfe zurückgegriffen werden kann. 

Aufklärung und Bewusstsein in der Bevölkerung

Die Bevölkerung sollte nicht nur auf Notfälle vorbereitet, sondern muss auch aktiv in die Katastrophenprävention einbezogen werden. Schulen, Behörden und Unternehmen können maßgeschneiderte Schulungen zur Katastrophenvorsorge anbieten. Das Bewusstsein und die Eigenverantwortung der Bürger zu stärken, fördert ein proaktives Verhalten im Ernstfall.

Informationsveranstaltungen, Simulationen und Workshops helfen das richtige Verhalten bei verschiedenen Notfällen zu trainieren. Anwohner, die in Katastrophenprävention und Erste-Hilfe geschult sind, können nicht nur sich selbst, sondern auch Nachbarn und Rettungskräfte unterstützen. Gerade in diesem Bereich gibt es einige sehr erfolgreiche Aktivitäten hier in Österreich, wie z.B. entsprechende Veranstaltungen des Österreichischen Zivilschutzverbandes.

Lernpotenzial für Unternehmen

Ein entscheidender Punkt ist auch, dass sich Unternehmen zunehmend auf den Umgang mit Klima- und Naturereignissen vorbereiten müssen. Das Klima-Risikomanagement wird dabei zu einem strategischen Faktor, der nicht nur die Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Wetterereignissen erhöht, sondern auch die langfristige Geschäftsfähigkeit sichert. Für Unternehmen bedeutet das konkret, dass sie ihre Standorte, Lieferketten und Betriebsabläufe systematisch auf klimabedingte Risiken hin überprüfen und entsprechende Notfallpläne entwickeln müssen. 

Gleichzeitig spielt dieses Risikomanagement eine wesentliche Rolle im Bereich Nachhaltigkeit und ESG (Environmental, Social, Governance) Reporting: Unternehmen werden verstärkt danach bewertet, wie gut sie auf klimatische Herausforderungen reagieren und wie nachhaltig sie wirtschaften. Nachhaltigkeit geht hierbei Hand in Hand mit der Fähigkeit, Risiken abzufedern, ohne den Geschäftsbetrieb zu gefährden. Durch ein solides Klima-Risikomanagement können Unternehmen nicht nur ökologische Risiken minimieren, sondern auch ihrer Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft nachkommen, was langfristig Vertrauen bei Investoren, Kunden und der Öffentlichkeit schafft und Wettbewerbsvorteile sichern kann.

Fazit

Naturereignisse wie die jüngsten Überschwemmungen in Spanien zeigen uns erneut die Dringlichkeit, besser auf solche Ereignisse – im öffentlichen, wirtschaftlichen und auch privaten Bereich vorbereitet zu sein. Wie? Indem wir nicht das Bild von Warren Buffet und Georg Hegel bestätigen, sondern indem wir aus der Geschichte und Erfahrungen lernen sowie unsere Technologien, unsere Katastrophenpläne, Ausrüstung und Zusammenarbeit verbessern. 

Image: DALL-E

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