In einer stark vernetzten und voneinander abhängigen Weltwirtschaft beeinflussen geopolitische Spannungen und Entwicklungen in den USA, Russland und Südostasien die österreichische Wirtschaft zunehmend. Politische Entscheidungen, Handelskonflikte oder sogar regionale Krisen können weltweite Lieferketten stören, Rohstoffpreise in die Höhe treiben und die Stabilität internationaler Märkte gefährden.
Eine volatile politische Lage, wie wir sie gerade sehen, kann diesen Effekt noch weiter verstärken, da Unternehmen auch aus dieser Richtung nur wenig Unterstützung bekommen können. Zusätzlich kommen gerade auch EU-Richtlinien, wie z.B. NIS-2, die Lieferkettenthematik, Nachhaltigkeitsberichterstattung, etc. auf uns zu, die noch zusätzliche bürokratische Hürden bzw. einen nicht unerheblichen Mehraufwand ins Spiel bringen.
Die Frage, die sich für Unternehmen daher stellt: Wie können österreichische Unternehmen auf diese geopolitischen Veränderungen reagieren und sich darauf vorbereiten?
Eine flexible strategische Anpassungsfähigkeit und ein starkes Krisenmanagement sind mehr denn je gefordert, um nicht sprichwörtlich in den multidimensionalen Themenstellungen und Herausforderungen zu ertrinken. Denn es gilt nicht nur Risiken zu minimieren, sondern auch Chancen zu nutzen, die sich aus diesen Veränderungen ergeben können.
Nachfolgend finden Sie die aktuell größten Sorgenkinder, die für die Wirtschaft einiges an Kopfschmerzen generieren können.
Die USA, ein wirtschaftspolitisches Sorgenkind
Die USA bleiben eine der stärksten Wirtschaftsmächte der Welt und ihre politischen Entscheidungen haben weltweite Auswirkungen. Besonders für Österreich, das enge wirtschaftliche Verflechtungen mit den USA pflegt, können Veränderungen in der amerikanischen Wirtschaftspolitik (und wohl auch nicht alleine diese) weitreichende Konsequenzen haben.
Zinspolitik und Währungsrisiken
Die Zinspolitik der Federal Reserve (FED) hat direkte Auswirkungen auf den globalen Finanzmarkt. Steigende Leitzinsen könnten den US-Dollar stärken und somit Exporte aus der Eurozone verteuern. Österreichische Unternehmen, die stark in die USA exportieren, könnten dadurch an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Eine starke Währungsschwankung kann zudem Investitionsentscheidungen beeinflussen und zu finanziellen Unsicherheiten führen. Unternehmen sollten daher gezielt Finanzinstrumente wie Futures oder Optionen nutzen, um Währungsrisiken abzusichern.
Handelskonflikte und Sanktionen
Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und anderen Wirtschaftsnationen, wie China oder Europa, könnten zu globalen Wirtschaftsdämpfungen führen. Importzölle, Exportbeschränkungen oder sogar Sanktionen könnten österreichische Unternehmen direkt betreffen, besonders wenn sie in globalen Lieferketten eingebunden sind.
Es ist wichtig, frühzeitig auf mögliche Exportbarrieren und Währungsschwankungen zu reagieren. Unternehmen sollten zudem ihre Absatzmärkte diversifizieren, um Abhängigkeiten zu verringern. Das sollte zum Resilienzaufbau und unabhängig der aktuellen Entwicklungen sowieso erfolgen.
Technologie- und Datenpolitik
Die USA verschärfen zunehmend ihre Datenschutzregelungen und Exportbeschränkungen auf Schlüsseltechnologien. Österreichische Unternehmen aus den Bereichen IT, Maschinenbau und Automobilzulieferung könnten hiervon direkt betroffen sein. Ein kontinuierliches Monitoring der US-Wirtschaftspolitik und eine proaktive Anpassung der Geschäftsstrategie sind unerlässlich, um auf Veränderungen schnell und flexibel zu reagieren.
Russland, ein geopolitisches Sorgenkind
Russland ist bzw. war ein zentraler Handelspartner für Österreich, insbesondere im Energiesektor. Die geopolitischen Spannungen und Sanktionen gegen Russland beeinflussen jedoch massiv die Stabilität der Energieversorgung und Handelsbeziehungen. Das aktuelle Bild der Gasspeicher lt. Statista zeigt am 25. Februar 2025 einen Speicherstand von 50,83%. Im Vergleich dazu war der Füllstand zur selben Zeit vor einem Jahr bei 79,23% und 2023 bei 72%. Es fließt nur mehr indirekt Gas aus dem Osten nach Österreich, Speicherstände sind doch um einiges niedriger wie in den Vorjahren und daher müssen verstärkt andere Energiequellen bzw. Lieferanten gefunden werden.
Energieversorgung und Preise
Österreich bezog einen erheblichen Anteil seines Erdgases aus Russland. Politische Konflikte könnten zu Versorgungsengpässen oder steigenden Energiepreisen führen. Besonders energieintensive Industrien wie die Chemie-, Stahl- und Glasindustrie wären stark betroffen. Zur Risikominimierung sollten österreichische Unternehmen verstärkt auf alternative Energiequellen setzen und ihre Energieimporte diversifizieren, beispielsweise durch Investitionen in erneuerbare Energien oder Lieferungen aus anderen Ländern wie Norwegen oder Katar. Solche Umstellungen auf alternative Energiequellen sind sehr kosten- und zeitaufwändig. Daher sollte so früh wie möglich damit begonnen werden. Sollten die Preise wieder ansteigen sind zeitgleiche, hohe Investitionen in alternative Energie kaum zu stemmen.
Sanktionen und Handelsbeschränkungen
Die geopolitischen Spannungen zwischen der EU und Russland können jederzeit zu weiteren, verschärften Sanktionen führen, die den Handel stark einschränken und bestehende Lieferketten gefährden. Österreichische Unternehmen, die weiterhin in Russland tätig sind oder von russischen Zulieferern abhängig sind, müssen sich auf rechtliche und wirtschaftliche Unsicherheiten einstellen. Eine Diversifizierung der Lieferketten und eine vertragliche Flexibilität bei Liefervereinbarungen können die Krisenfestigkeit hier deutlich erhöhen.
Investitionsrisiken und Sanktions-Compliance
Unternehmen mit Tochtergesellschaften oder Joint Ventures in Russland stehen vor rechtlichen und finanziellen Unsicherheiten. Es ist von zentraler Bedeutung, dass alle geltenden Sanktionsregelungen eingehalten werden, um rechtliche und finanzielle Risiken zu minimieren. Regelmäßige Risikoanalysen und ein transparentes Compliance-Management sollten integraler Bestandteil des Krisenmanagements sein.
Südostasien: weitere Sorgenkinder
Südostasien, insbesondere China, ist ein zentraler Knotenpunkt globaler Lieferketten und ein bedeutender Absatzmarkt für österreichische Produkte. Politische Instabilitäten und geopolitische Spannungen in der Region könnten jedoch erhebliche Störungen verursachen.
Lieferketten-Engpässe und geopolitische Spannungen
Werden die Lieferketten aus Südostasien unterbrochen, dann kann dies ganz leicht zu Produktionsausfällen und Lieferengpässen in den Absatzmärkten führen. Besonders die Abhängigkeit von Elektronikkomponenten und Rohstoffen aus China stellt ein erhebliches Risiko für österreichische Unternehmen dar. Unternehmen sollten daher ihre Lieferantenportfolios diversifizieren und alternative Lieferketten außerhalb Asiens aufbauen (was zuggegeben nicht immer ganz einfach ist, da starke Abhängigkeiten bestehen oder alternative Rohstoffmärkte bzw. -kapazitäten erst entstehen müssen). Eine Just-in-Case-Strategie bei der Lagerhaltung kann zudem kurzfristige Lieferausfälle kompensieren.
Technologiekonflikte und digitale Souveränität
Der technologische Wettbewerb zwischen den USA und China beeinflusst den Zugang zu Schlüsseltechnologien. Unternehmen sollten in lokale Technologie und Produktion investieren, um Abhängigkeiten zu reduzieren und ihre digitale Souveränität zu stärken.
Strategisches Krisenmanagement: Vorbereitet auf jede Krise
Ein vorausschauendes und flexibles Krisenmanagement ist für Unternehmen unerlässlich, um auf geopolitische Veränderungen schnell und effektiv zu reagieren. Hier ist das Krisenmanagement mit dem von Einsatzorganisationen nicht vergleichbar (anderer Schwerpunkt). Unternehmen, die ihren Krisenstab / das Krisenmanagement 1:1 aus dem öffentlichen Bereich kopiert haben, werden sich diesem vorwiegend reaktiven System schwertun. Hier ist mitunter die zusätzliche Installation einer flexiblen und strategischen „Task Force“ notwendig, um entsprechend handlungsfähig zu werden.
Folgende Maßnahmen sollten Unternehmen, als Vorsorge- und Resilienzmaßnahmen, jetzt ergreifen:
- Früherkennung, Risikobewertung und Vorausschau: Ein kontinuierliches Monitoring globaler (geo)politischer Entwicklungen ermöglicht eine frühzeitige Risikoidentifikation sowie Risikosteuerung und minimiert negative Auswirkungen.
- Notfallpläne und strategische Agilität: Flexible Pläne, die schnelle Anpassungsstrategien zulassen, sichern die Geschäftskontinuität und stärken die Resilienz des Unternehmens. Überprüfen Sie daher Ihre aktuellen Pläne, identifizieren Sie Gaps und entwickeln Sie die fehlenden Pläne.
- Diversifikation und Innovation: Unternehmen sollten nicht nur ihre Märkte und Lieferketten diversifizieren, sondern auch in Innovation und Digitalisierung investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Investition in Krisenzeiten klingt zwar komisch und es mag der Gedanke daran manchen Unternehmerinnen und Unternehmern Bauchkrämpfe bereiten, ist aber jedenfalls besser, als hohe Kosten durch Markt und Absatzausfälle sowie steigenden Rohstoffkosten zu haben, wenn man nichts tut.
Fazit: Geopolitische Entwicklungen als Herausforderung und Chance
Die politischen Entwicklungen in den USA, Russland und Südostasien haben direkte Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft. Unternehmen, die rechtzeitig auf geopolitische Risiken reagieren und ihr Krisenmanagement entsprechend anpassen, werden nicht nur widerstandsfähiger gegenüber Krisen, sondern können auch strategische Wettbewerbsvorteile im globalen Markt erlangen.
Und eines noch als kleiner Nachsatz: von Ideen wie EU-Austritt oder Festung Österreich in wirtschaftlicher Hinsicht sollten wir die Finger lassen. Damit stellen wir uns nur selbst ganz weit ins wirtschaftliche Aus. Und nicht nur in dieses…
Titelbild erstellt mit DALL-E