Warum Katastrophenmanagement und Business Continuity Management sehr ähnlich sind

Februar

28

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Wir leben in einer Welt, in der Katastrophen schon fast zum Alltag geworden sind.

Aktuell leben wir bereits seit fast einem Jahr in einer Katastrophe. Letztlich ist auch eine Pandemie eine Katastrophe.

Fast täglich wird die Corona-Pandemie mit anderen Katastrophen in den Medien vergleichen. Oder besser gesagt, wie sich die Bewältigung unterscheidet.

Sprechen wir in diesem Zusammenhang von Katastrophenmanagement oder von Business Continuity Management?

Ich behaupte jetzt einfach, wir sprechen von beidem.

In der englischen Sprache gibt es den Spruch „same, but different“. Gleich, aber doch auch verschieden. Man kann auch sagen, es sind zwei Welten mit demselben Ziel.

Katastrophenmanagement und was es bedeutet

Im Wikipedia-Artikel zu „Staatliches Krisen- und Katastrophenschutzmanagement“, bezogen auf das System in Österreich, wird Katastrophenmanagement wie folgt definiert: „Katastrophenmanagement umfasst die Gesamtheit aller aufeinander abgestimmten Maßnahmen in den Bereichen Katastrophenvermeidung, Katastrophenvorsorge, Katastrophenbewältigung und Wiederherstellung nach Katastrophen, einschließlich der laufenden Evaluierung der in diesen Bereichen getroffenen Maßnahmen. Unter das Katastrophenmanagement fallen somit alle Maßnahmen des damit gleichzeitig definierten Katastrophenmanagement-Zyklus.“

4-Phasen-Kreislauf der ÖNORM S 2304

Die in Österreich dazu gültige Norm, die ÖNORM S 2304, präzisiert und vertieft diese Definition noch um das integrierte Katastrophenmanagement. Behörden, Einsatzorganisationen und Einrichtungen erledigen die Aufgaben gemeinsam und verwenden dafür einheitliche, organisationsübergreifende Grundsätze.

Die Norm beschreibt die Gesamtheit der Maßnahmen als 4-Phasen-Kreislauf: Vorsorge, Vorbereitung, Bewältigung und Wiederherstellung. 

Diese vier Phasen werden durch eine Evaluierung begleitet, um aus jeder Katastrophe zu lernen und für die nächste besser vorbereitet zu sein.

Wie bei Wahlen gilt: nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe.

Ähnlich wird der Kreislauf auch auf der Webseite des Bundesministeriums für Inneres – als zuständiges Ministerium für das staatliche Krisen- und Katastrophenschutzmanagement – dargestellt.

Hier werden lediglich statt Vorsorge und Vorbereitung, die Begriffe Vermeidung und Vorsorge verwendet. Gemeint ist aber dasselbe.

Verantwortung liegt bei Bundesländern

Die Krise wird unter dem staatlichen Krisen- und Katastrophenschutz-Management subsummiert und im Weiteren nicht näher definiert.

Die Katastrophenhilfe ist in Österreich hauptsächlich Angelegenheit der Bundesländer.

Was und wann ein Ereignis eine Katastrophe ist, wird klar in den Landesgesetzen definiert.

Alles, was unter die Schwelle der Katastrophe fällt, wird mit regulären, lokalen Notfallstrukturen abgedeckt.

Diese Strukturen sind z.B. der Rettungsdienst, die Feuerwehr, die Polizei sowie alle sonstigen Einsatzorganisationen, Störungs- oder Notfalldienste.

Business Continuity Management (BCM)

Für die Definition des Business Continuity Managements ziehe ich ähnliche Quellen wie für das Katastrophenmanagement heran, um gut vergleichen zu können  – nämlich die entsprechende Norm und Wikipedia. 

Auf der Wikipedia-Webseite befindet sich folgende  Definition: „Betriebskontinuitätsmanagement (BKM; englisch business continuity management (BCM)) bezeichnet in der Betriebswirtschaftslehre die Entwicklung von Strategien, Plänen und Handlungen, um Tätigkeiten oder Prozesse – deren Unterbrechung der Organisation ernsthafte Schäden oder vernichtende Verluste zufügen würden (etwa Betriebsstörungen) – zu schützen bzw. alternative Abläufe zu ermöglichen.

Ziel ist somit die Sicherstellung des Fortbestands des Unternehmens im Sinne ökonomischer Nachhaltigkeit im Angesicht von Risiken mit hohem Schadensausmaß.“

Im weiteren Verlauf des Artikels wird das Business Continuity Management als Methode zur Fortführung der Geschäftstätigkeit unter Krisenbedingungen bzw. unvorhersehbaren erschwerten Bedingungen beschrieben und dazu das Lebenszyklus-Modell bzw. Kreislauf-Modell herangezogen.

Ziele der ISO EN ÖNORM 22301

Die ISO EN ÖNORM 22301, die Norm für das Business Continuity Management, beschreibt das Ziel für das Kontinuitätsmanagement wie folgt: 

Die Verwirklichung und Aufrechterhaltung sowie Verbesserung eines Managementsystems, um sich gegen Störungen zu schützen, die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens zu vermindern, sich auf diese vorzubereiten, auf diese zu reagieren und sich von diesen zu erholen, wann immer sie auftreten.

Auch die Evaluierung und ein Verbesserungsprozess sind in der Norm genannt.

4-Phasen-Kreislauf im BCM-Management

Und genau in dieser Definition laut Norm, findet man dieselben vier Phasen wie im Katastrophenmanagement: Prävention bzw. Vorsorge, Vorbereitung, Bewältigung und Wiederherstellung. 

Darstellung Business Continuity Management Kreislauf © DIE KRISENPLANER

Gleich, …

Stellen wir jetzt die beiden Definition gegenüber und betrachten die Gemeinsamkeiten:

Beide Managementsysteme folgen den gleichen vier Phasen,  die auch gleichzeitig die gemeinsamen Ziele ergeben.

Maßnahmen zur Vermeidung, Vorbereitung und Bewältigung von Störungen oder Katastrophen sowie die Wiederherstellung der Normalität.

Das Ganze begleitet durch die Evaluierung, um für die Zukunft zu lernen und die Systeme zu verbessern. 

Das große, gemeinsame Ziel ist: gut durch Krisen und Katastrophen zu kommen. So wenig wie möglich an Schaden oder Verlust zu erleiden und schnell wieder zur Normalität zurückzukehren.

 … aber doch auch verschieden

Aus der Definition lässt sich der Unterschied der Systeme recht einfach erkennen:

Katastrophenmanagement hat mit Katastrophen zu tun.

Notfälle und Störungen im täglichen Leben gehören nicht dazu.

Dafür gibt es die Individualmechanismen, wie z.B. den Rettungsdienst oder den normalen Regelbetrieb bei der Feuerwehr, Polizei, in Krankenhäusern, etc.

Es stehen die Behörden und Einsatzorganisationen im Vordergrund.

Katastrophenhilfe fokussiert hauptsächlich auf den öffentlichen Raum, die Hilfe für Menschen in Not (Bevölkerung) im Katastrophengebiet und die kritische Infrastruktur.

Höchste Eskalationsstufe

Es ist also ein Mechanismus, der die höchste Eskalationsstufe darstellt, materiell vorbereitet und personell oft aufgewachsen aus den Alltagsressourcen und es gibt eigene Katastrophengesetze, die das Katastrophenmanagement auf Länderebene regeln.

Ein entsprechendes Bundesgesetz fehlt zwar, es wurde aber zumindest bereits im Regierungsprogramm erwähnt.

BCM-Management ist ein Gesamtsystem

Das Business Continuity Management beschreibt in seiner Definition die Ableitung aus der Betriebswirtschaftslehre und spricht von „Betriebsstörungen“.

Der Aufbau von solchen Systemen passiert in Unternehmen oder Organisationen und erfolgt entweder durch eigenen Antrieb sowie die Erkenntnis der Notwendigkeit oder aufgrund von Gesetzen und Vorschriften.

Solche Gesetze sind u.a. das GmbH-Gesetz oder das Gesetz für Aktiengesellschaften bzw. deren Kodex.

Der Fokus ist auf die Fortführung der Geschäftstätigkeit gelegt.

Dies beinhaltet natürlich auch Schutz und Hilfe für MitarbeiterInnen und wird im besten Falle sogar auf Schutz und Hilfe für deren Angehörige erweitert.

Business Continuity Management ist ein Gesamtsystem – und nicht ein System der höchsten Eskalationsstufe.

Die einfachen Störung, der Notfall und die Krise, bis hin zur Katastrophe werden darüber abgedeckt.

Die Notfall- und Krisenmanagement ist ebenfalls Teil des Kontinuitätsmanagement zur Bewältigung von konkreten Ereignissen.

Gemeinsam durch die Katastrophe

Beide Systeme verfolgen ein gemeinsames, großes Ziel.

Das Katastrophenmanagement-System ist ein System für den öffentlichen Bereich, Menschen in Not und kritische Infrastruktur. Das Business Continuity Management bzw. Kontinuitätsmanagement ist ein System, um denselben Effekt für Unternehmen und Organisationen zu erzielen.

Sind Organisationen Teil des staatlichen Katastrophenmanagements, z.B. zivile Einsatzorganisationen, dann benötigen Sie  auch ein funktionierendes Business Continuity Management.

Ganz besonders dann, wenn sie von der Katastrophe selbst betroffen sind.

Ein wesentlicher Faktor zur erfolgreichen Katastrophenbewältigung ist, sich gegenseitig zu kennen: eine gemeinsame Sprache zu finden, Möglichkeiten und Ressourcen auszuloten, gemeinsame Pläne und Konzepte auszuarbeiten, gemeinsam zu üben – aber auch Erwartungen zu klären.

Denn wenn die Katastrophe erst einmal stattfindet, ist es meist zu spät.

Copyright Titelfoto und Grafiken: © DIE KRISENPLANER GmbH (Logo und Grafiken der 4-Phasen-Modelle) | Pixabay (Fotos: Company und Earthquake)

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